Tunesien: Ennahda will Politik und Mission trennen
Türkei: Empörung über Genozid-Resolution
Syrien: Kampf um Hilfslieferungen – Chefunterhändler der Opposition tritt zurück
Irak: Einmarsch in Falludscha verzögert
Iran: Kein Hadsch für Iraner – Die Kräfte der Konterrevolution
Ägypten: Sissis totale Herrschaft kann keine Reformen liefern
Tunesien
Die islamisch-konservative Ennahda-Partei Tunesiens gab bekannt, Politik und Missionsarbeit vollständig trennen zu wollen. Nach dem Fall des Regimes sei die Religionsfreiheit so weit gegeben, dass man den politischen Kampf für den Islam für mittlerweile überflüssig erachte. Für die Parteientwicklung sei die deutsche CSU ein Vorbild, mit der auch schon länger Kontakte gepflegt würden.
Politiker und keine Imame
ZEIT, 25.05.16, Sarah Mersch
http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-05/tunesien-ennahda-islamisten-partei/
Türkei
Nach der Bundestagresolution, welche die Massenmorde an Armeniern ab 1915 als Völkermord anerkennt, rief in der Türkei mitunter groteske Reaktionen hervor, nicht nur in den Zeitungen, sondern auch unter Regierungsmitgliedern. Justizminister Bekir Bozdağ etwa brachte das beliebte Scheinargument vor, die Deutschen hätten wegen ihrer Geschichte kein Recht, die Türkei zu verurteilen oder in seinen Worten: „Erst verbrennst du die Juden im Ofen, dann stehst du auf und klagst das türkische Volk mit Genozidverleumdung an“. Der frisch ins Amt gewählte Premierminister Binali Yıldırım hingegen spielte die Angelegenheit herunter und bezweifelte, dass sich „mit dieser und mit ähnlichen Entscheidungen plötzlich unsere Beziehungen zu Deutschland vollständig verschlechtern“.
„Kümmere dich um deine eigene Geschichte“
ZEIT, 02.06.16
„Hitlers Enkel beschuldigen die Türkei, einen Völkermord verübt zu haben“
SZ, 03.06.16, Julia Ley
Yıldırım relativiert Erdoğans Drohungen
ZEIT, 03.06.16
Eine Niederlage im Diplomatie-Krieg
FAZ, 03.06.16, Rainer Hermann
Erdogans Reflex
FAZ, 04.06.16, Karen Krüger
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/tuerkische-presse-zur-voelkermord-resolution-14268169.html
Syrien
Die Vereinten Nationen wollen nun ihre Ankündigung, belagerte syrische Städte notfalls aus der Luft zu versorgen, in die Tat umsetzen. Das Regime habe den Hilfskonvoys bislang zu einigen Orten keinen Zugang gewährt. Amerikaner, Franzosen und Briten wollen im UN-Sicherheitsrat Russland dazu bringen, die Luftbrücken zu unterstützen und auf Assad einzuwirken, sie zu akzeptieren.
Am Sonntag haben die Friedensbemühungen einen herben Schlag erlitten, als der Chefunterhändler der Opposition Mohammed Allusch zurücktrat. Er machte das Regime, das trotz Verhandlungen weiter Städte bombardiere, und die internationale Gemeinschaft, die unfähig ist, ihre Resolutionen durchzusetzen und die nötigen Hilfsgüter zu liefern, für das seines Erachtens voraussichtliche Scheitern der Genfer Verhandlungen verantwortlich.
Oppositions-Chefdiplomat tritt zurück
TAZ, 30.05.16
http://www.taz.de/Syrien-Friedensgespraeche-in-Genf/!5308205/
Nervenkrieg um Hilfslieferungen
FAZ, 04.06.16, Christoph Ehrhardt
http://www.faz.net/aktuell/politik/syrische-regime-will-gegner-in-damaskus-aushungern-14266349.html
UN wollen Luftbrücke für belagerte Städte
ZEIT, 04.06.16
http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-06/syrien-vereinte-nationen-belagerungen-luftbruecke
Irak
Einheiten der irakischen Armee haben begonnen, in die vom IS gehaltene Stadt Falludscha nahe Bagdad vorzurücken. Der IS verteidigt sich und setzt wohl auch auf Familien als menschliche Schutzschilde. Die Operation verläuft schleppend, was zum einen am Widerstand des IS und der Rücksichtnahme auf Zivilisten liegt, zum anderen ist die irakische Armee bekanntlich in allgemein schlechter Verfassung – unzureichend ausgestattet, demoralisiert und korrupt.
Irakische Armee dringt in Falludscha ein
ZEIT, 30.06.16
Eine Gurkentruppe namens Armee
TAZ, 31.05.16, Silke Mertins
http://www.taz.de/Kommentar-Kampf-um-Falludscha-im-Irak/!5308768/
„Islamischer Staat“ missbraucht Familien als Kriegsinstrument
ZEIT, 01.06.16
Iran
Die diplomatische Eiszeit zwischen dem Iran und Saudi-Arabien hat nun dazu geführt, dass es für iranische Muslime dieses Jahr keinen Hadsch geben wird.
Die beiden Erzrivalen am Persischen Golf bekriegen sich nicht nur auf diplomatischer Ebene, sondern auch im Netz. Es gab in den letzten Monaten wiederholt Cyberangriffe von beiden Seiten auf Behörden und Unternehmen des Gegners.
Trotz der Öffnungseuphorie um den Atomdeal des Präsidenten Ruhani sind die Kräfte der Konterrevolution noch nicht geschlagen. Zuletzt wurden Partygäste zu Peitschenhieben und Schriftsteller zu Prügelstrafen verurteilt – letztere hatten in Schweden bei einer Lesung Frauen die Hand gegeben.
Wir müssen reden
ZEIT, 28.05.2016, Jörg Lau
http://www.zeit.de/2016/23/iran-auslaendische-journalisten-oeffnung
Unerbittlich gegen den Schmutz des Westens
ZEIT, 30.05.2016, Martin Gehlen
Cyberkrieg statt gemeinsames Gebet
ZEIT, 01.06.16, Martin Gehlen
http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-05/hadsch-saudi-arabien-pilgerfahrt
Ägypten
Lars Brozus und Stephan Roll von der Stiftung Wissenschaft und Politik bezeichnen das Regime Sissi als auf dem Weg zur totalen Herrschaft und untauglich, das Land zu einen. Den europäischen Institutionen und Regierungen sei daher empfohlen, sich öffentlich vom ägyptischen Präsidenten zu distanzieren, um regimeinternen Kritikern einen Personalwechsel zu erleichtern.
Totale Herrschaft statt Reformen
ZEIT, 30.05.16, Lars Brozus und Stephan Roll
http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-05/aegypten-menschenrechte-sanktionen
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